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Schokolade ohne Tierleid: La Mara

www.la-mara.de Schoki vegan und klimafreundlich

Interview

... mit den Gründern: Tamara und Maximilian
Das Interview führte: Oxana

Wer seid Ihr und seit wann gibt es Euch?

Tamara: Ich bin Tamara und Max.
Max: Und zusammen haben wir im September 2021 die Chocolaterie La Mara gegründet.
Tamara: Wir haben eine vegane und komplett glutenfreie Chocolaterie, produzieren alles handwerklich: Pralinen, Schokolade, Schoko-Bites (schokolierte Nüsse) und auch Trink-Schokoladen. Das alles geht über den Online-Shop in den Versand.

Wie entstand eure Geschäftsidee?

Max: Ich bin seit etwa acht Jahren vegan, Tamara seit vier Jahren. Der Konditorberuf ist mit diesem Lebensstil schwer zu vereinen. So kamen wir an unsere Grenzen. Da haben wir uns gedacht: Entweder wir üben den Beruf trotzdem weiter aus, weil wir ihn lieben; oder wir müssen etwas ändern. Stück für Stück ist die Idee entstanden. Am Markt gibt es kein Angebot, wie wir es uns vorstellen. Also dachten wir, dass wir es selbst machen müssen.
Tamara: Eigentlich entstand die Grundidee, weil wir selbst nichts zum Naschen gefunden haben. Also müssen wir selbst etwas kreieren. Es war also nicht aus einem Trend heraus, sondern aus unserem Lifestyle heraus, den wir jetzt zu 100 % beruflich ausleben können. Dann haben wir zwei Jahre lang nebenbei an Rezepten getüftelt, weil es uns wichtig war, dass man nicht schmeckt, dass es vegan ist.
Max: Wichtig war es auch, dass wir erst die normale Konditorausbildung gemacht haben, um die herkömmlichen Herstellungsweisen zu kennen. Um dann den Schritt zu machen: Wie mache ich es jetzt ohne Milch, Sahne und Butter? Andere Hersteller machen es aus veganer Überzeugung heraus, aber sie haben den Beruf nicht gelernt. Daher ist es unser größter Vorteil, dass wir gelernte Konditoren sind und in diesen Nischenmarkt einsteigen.
Tamara: Wir wissen auch, wie es schmecken soll – dieses Maximum, was man aus einem Lebensmittel herausholen kann. Veganer lassen beim Geschmack sehr viel über sich ergehen, muss ich fast sagen.
Max: ‚Für die Veganer passt schon‘, heißt es.
Tamara: Wenn man zehn Jahre keine Milch mehr getrunken, keine Pralinen oder Kuchen mehr gegessen hat, weiß man nicht mehr, wie es schmeckt. Aber wir wissen es. Und das ist unser Vorteil.

Wie schmeckt vegane Schokolade?

Max: Tatsächlich können wir schon jetzt, nach ein paar Monaten, sagen, dass ein Großteil unserer Kunden nicht vegan ist und sie unsere Produkte essen, weil es ihnen sehr gut schmeckt. Sie tragen uns immer zu, dass es weniger süß ist als andere Hersteller. Was aber weniger an vegan liegt, sondern eher am Zuckergehalt. Sie sagen auch, dass man die Geschmacksrichtung intensiver herausschmeckt. Zum Beispiel bei unserer Passionsfruchtpraline schmeckt man in erster Linie die Passionsfrucht – und die Schokolade unterstreicht es. Bei Pralinen auf Sahnebasis steht die Sahne im Vorder- und die Frucht im Hintergrund.
Tamara: Wir stellen den Geschmack in den Vordergrund, alles andere ist unterstützend. Unsere Produkte schmecken intensiver. Es ist nicht wie Supermarkt-Schokolade, was daran liegt, dass wir hochwertigen Kakao nehmen.

Welche Werte sind euch besonders wichtig? Wo macht ihr keine Kompromisse?

Max: Beim Geschmack und den Rohstoffen. Wir verwenden die beste Rohschokolade, die man kaufen kann – von einem kleinen Hersteller aus Frankreich, der direkte Beziehungen zu den Kakaobauern hat.
Tamara: Es ist alles transparent. Wenn dort eine Ernte einmal schlechter ausfällt, bekommen die Kakaobauern trotzdem ihr geregeltes Einkommen, damit sie ihre Angestellten und Familien unterstützen können. Deshalb bezahlen wir viel mehr für die Rohschokolade, das ist es uns aber wert. Wir achten auf Nachhaltigkeit, zum Beispiel bei der Verpackung. Wir verwenden kein Plastik und nutzen Glas und Papier. Unsere Manufaktur wird mit Ökostrom betrieben.
Max: Der Grundgedanke beim veganen Lebensstil ist die Nachhaltigkeit. Wenn man kiloweise Butter verwendet, produziert man viel CO².
Tamara: Viele wissen nicht, dass Butter das CO²-schädlichste Produkt ist, weil sie dabei eher an Fleisch denken. Ich wusste es auch nicht und war schockiert. Aber wenn man darüber nachdenkt, wie viel Liter Milch für ein Batzi Butter verwendet wird, ist echt der Wahnsinn! Viele schimpfen zwar auf die Mandel- oder Sojamilch, aber sie benötigen viel weniger CO². Wir wollen uns auch immer verbessern. La Mara ist unser Lebenswerk und es soll irgendwann autark werden, durch Solarenergie auf dem Dach. Wir versuchen den Grundgedanken soweit wie möglich zu spinnen.
Max: Natürlich muss man sich bewusst sein, dass Nachhaltigkeit bei Schokolade nur begrenzt möglich ist. Sie ist nie regional, denn Kakao wächst hier einfach nicht. Zugleich aber wollen wir unsere Marke in einer Reihe mit anderen präsentieren und nicht in die „Öko-Ecke“ gedrängt werden. Wir wollen auf Augenhöhe mit anderen Firmen sein.

Was ist eure Zielgruppe?

Tamara: Einerseits die Veganer, Allergiker, Laktose- oder Glutenintolerante, die superhappy sind, wenn sie so etwas bekommen. Die Intoleranzen nehmen ja in der Bevölkerung auch zu. Andererseits sind es die Feinschmecker, die gern Schokolade essen oder sie gern verschenken.
Max: Viele sagen, dass wir eine Nische bedienen. Aber genau betrachtet, bedienen wir mehr Kunden als eine normale Konditorei, die für solche Menschen kein Angebot hat. Wir dagegen können alle bedienen.
Tamara: Klar kommen sie nicht alle zu uns, wie zum Beispiel Menschen, denen die Qualität von Lebensmitteln nicht wichtig ist. In Deutschland leben 1,2 Prozent der Menschen komplett vegan, was wenig ist. Aber wenn man die Vegetarier – und wie ich gestern von einer Trendforscherin erfahren habe – und die Flexitarier dazu zählt, sind es 34 Prozent. Und das ist eine Menge! Auch Firmen wählen uns, aus unterschiedlichen Gründen: Es soll schmecken und personalisierbar sein, außerdem handwerklich und regional gemacht.

Was war in der Zeit der Gründung die größte Herausforderung und wie habt ihr es gelöst?

Tamara: Wir hatten am Anfang ein Problem mit der Trockenheit. Denn Schokolade mag es nicht feucht, sie fängt an zu schimmeln. Im Sommer aber hatte unsere Kühlzelle, die wir extra haben einbauen lassen, tropische 99 Prozent Feuchtigkeit. Das war eine richtig große Herausforderung, weil wir uns mit dieser Materie nie befasst haben und uns in ein neues Handwerk einlesen mussten. Das hat mich stark belastet.
Max: Abseits von der Backstube war das Organisatorische – von der Markenanmeldung bis zum Aufbau des Online-Shops – neu, weil wir alles lernen mussten.
Tamara: Aber sonst versuchen wir, alles entspannt zu sehen und als Challenge zu verstehen.

Wie lief die Finanzierung?

Tamara: Wir haben einen Gründerkredit über die KfW bekommen. Insgesamt waren es 180.000 Euro, die wir in die Hand genommen haben. Es war zwar langwierig, aber trotzdem unkompliziert.

War Gründung eigentlich ein Thema während der Ausbildung?

Max: Nein, im Meisterkurs wird man ein bisschen drauf vorbereitet. So dass man weiß, wo man hingehen muss. Aber nicht im Detail.
Tamara: Aber der Berater von der Handwerkskammer war sehr gut. Er hat uns bei allen Fragen geholfen.
Max: Und der Freistaat unterstützt Gründer, so dass man selbst nur wenig Kapital mitbringen muss. Wir haben auch Gründerseminare besucht, die kostenlos waren.

Wie schaut es mit der Konkurrenz aus?

Tamara: Vegane Pralinenhersteller, die es ähnlich wie wir machen, gibt es bundesweit drei oder vier.
Max: Man muss es etwas differenzieren: Die Betriebe, die vegane Produkte aufnehmen, werden jetzt kommen und sie werden stark werden.
Tamara: Weil wir sie schulen!
Max: Aber von rein veganen Herstellern gibt es nur eine Handvoll. Und die meisten sind Quereinsteiger ohne Konditorhintergrund - oder Kleinunternehmer.
Tamara: Wir sehen sie auch nicht als Konkurrenz, sondern als Kollegen und tauschen uns mit ihnen aus. Unsere Pralinen, die Philosophie und der Stil sind auch anders.

Jetzt seid ihr ja auch ein Paar. Ist es da ein Risiko, ein Unternehmen zu gründen?

Max: Es ist ein riesiger Vorteil. Man muss sich nur gut organisieren und die Aufgaben klar aufteilen, wann, wer und wo das Sagen hat. Wir hatten bisher keine größeren Probleme, aber wir merken, dass wir an Grenzen stoßen. Da muss man sagen: Das ist jetzt deine Aufgabe und ich mische mich nicht mehr ein, damit man nicht mehr aneinanderreibt.
Tamara: Für mich ist es auch ein Grund, an einer Beziehung festzuhalten und nicht, wie in der heutigen Zeit und Gesellschaft üblich, alles schnell hinzuwerfen. Durch so ein Unternehmen, in das man Geld investiert und mit dem man ein gemeinsames Ziel hat, überlegt man schon dreimal, ob es wert ist, das aufzugeben.

Wieso habt ihr euch für Barbing entschieden? Nicht gerade die „Weltstadt der Schokolade“.

Max: Das war ein Zufall. Wir haben eine Immobilie im Raum Regensburg gesucht und diese gefunden. Dazu waren wir zeitlich unter Druck und konnten nicht lange suchen.
Tamara: Es war eigentlich egal, wo wir sind, weil wir alles versenden. Aber Regensburg war tatsächlich eine private Entscheidung, weil uns die Stadt schon immer gefallen hat. Außerdem komme ich aus Rosenheim und Max aus Neumarkt – und Regensburg war mehr in der Mitte. Und wir sind total happy.

Was ist eure Ziele – in fünf oder zehn Jahren?

Max: Eine sehr gute Frage. Wir merken jetzt schon, wie sich die Sachen entwickeln und dass die Konzentration auf die Kurse kommen wird, weil es da eine große Nachfrage gibt - und sie uns auch Spaß machen.
Tamara: So eine kleine Academy, davon träumen wir immer. Oder auch Törtchen machen uns auch Spaß, so dass wir immer wieder mit einer Café-Idee liebäugeln, um unsere Törtchen dort zu verkaufen. Das wäre aber ein großer Schritt und eine neue Investition.

Würdet ihr Investoren in euer Schoko-Boot holen?

Max: Kommt ganz darauf an, wer es ist. Der Mensch muss hinter der Idee und den Regeln stehen.
Tamara: Aber wir wollen nicht zur „Höhle des Löwen“ gehen, weil es Investoren sind, die ihr Geld geben, damit man im Supermarkt landet. Für uns ist es kein Ziel, weil wir exklusiv bleiben wollen. Von Deutschland nach Europa – das sehen wir schon. Aber Supermärkte sind nicht unsere Philosophie.

Würdet ihr La Mara jemals verkaufen?

Tamara: Es ist schwer, das nach einem halben Jahr zu sagen. Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich würden wir verkaufen und gleich etwas Neues aufbauen. Denn unser Ziel ist es nicht, irgendwann in Rente zu gehen, sondern jetzt zu leben und das Beste draus zu machen. Wir wollen mit Schokolade noch etwas Gutes tun!

Letzte Frage: Was steht heute noch an?

Max: Die unangenehmste Aufgabe, die wir in der Manufaktur haben: Unser Fettabscheider, der an der Spüle hängt und die weggespülte Schokolade auffängt, muss sauber gemacht werden.
Tamara: Und er stinkt!

Oh je, aber vielen Dank für eure Zeit.

Gerne!