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Leanback Industries

https://www.leanback-industries.com/ Michael und Tobias von Leanback Industries

Interview

mit: Michael Schiekofer (auf dem Foto links) und Tobias Luksch

Das Interview führte: Maximilian

Wer seid Ihr und seit wann gibt es Euch?

Tobias: Ich bin der Tobi und mein Kollege ist der Michi und wir sind die zwei, die hinter Leanback Industries stehen. Angefangen haben wir Anfang 2016. Da kam der Gedanke, dass wir noch neben der Arbeit was aufbauen. Damals war ich gerade fertig mit dem Maschinenbautechniker. Und uns war einfach ein bisschen langweilig.

Michael: Und ich war fertig mit dem Fachwirt.

Tobias: Genau, der Michi war fertig mit dem Fachwirt, da haben wir ein bisschen Zeit übrig gehabt und haben dann erfahren, dass in Amerika viele Privatleute Produkte aus Asien importieren und dann das Amazon FBA-Programm nutzen um damit Geld zu verdienen. Genau. Und wir haben da halt auch gesehen, dass das sehr profitabel ist. Und so haben wir gedacht, das können wir auch.

Was macht ihr für Produkte?

Michael: Ja, damals haben wir angefangen ein bisschen zu suchen. Das ist auch deshalb ganz interessant, wenn man sich ein bisschen Tutorials zu dem Thema FBA anschaut, wird einem immer wieder ans Herz gelegt, man soll sich eine Nische suchen und am besten eine, in der man sich ein bisschen auskennt. Was relativ stark gekommen ist, ist zwischendurch dieses Fitness-Thema, weil da viele Leute dabei gewesen sind, die so irgendwelche Spezialsachen gemacht haben. Und wir haben halt einfach bisschen geschaut und gemerkt, hmmm, wir sind ja beide eigentlich begeisterte Teetrinker. Und da ist der Tobi eben auf diese "Infusion Bottle" gekommen bzw. zumindest mal auf die Idee "Glastrichter und Glasflaschen". Dann haben wir damit mal angefangen. Die habe ich einfach mal bestellt, ich denke das waren 100 Stück oder sogar nur 50 Stück, glaube ich.

Tobias: Genau, da haben wir anhand unseren Produktideen mal ein Muster bestellt. Haben das angeschaut, haben das unseren Freundinnen gezeigt, die waren beide sofort begeistert und dann haben wir gesagt: Ja, die Infusion Bottle, die wird es jetzt, mit der fangen wir an.

Michael: Genau, dann haben wir eben dieses Design mal aufleben lassen und geschaut, wie wir das machen können. Und der Produktname kam auch irgendwie aus Tobis Feder, das Mugs’n’Shine. So haben wir angefangen, die Flaschen zu branden, weil so komplett nackt ist das relativ schnell adaptierbar und hat dann überhaupt gar keinen Mehrwert, finde ich jetzt. Und das hat ganz gut funktioniert, wir haben dann die Produktionsmenge von 50 auf 200, von 200 auf 500, von 500 auf 1000, von 1000 auf 2000 erhöht und so ging das vorwärts mit den Flaschen. Aber was ein massives Problem ist und was uns etwas geärgert hat oder ein bisschen stört, ist das "Thema Asien". Die Qualitätsvorstellungen sind komplett unterschiedlich zu dem, was wir uns eigentlich so in Europa oder auch in Deutschland vorstellen. Trotzdem haben wir dann angefangen noch ein paar Produkte dazu zu nehmen und so die Firma Thema Leanback Industries aufzubauen. Produkte in die Richtung "Industriedesign" zu machen und ein bisschen zu schauen, was es da so in der Richtung gibt. Das weiß ich noch ganz genau, da war ich mal an einem Samstagvormittag in meiner Wohnung gesessen als der Tobi angerufen und gesagt hat: Boah, ich habe übelst die gute Idee. Wir machen jetzt ... , und ich sage, warte ich habe nämlich auch eine übelst gute Idee und dann haben wir uns irgendwie Ideen hin- und hergeworfen, dann nach fünf Minuten hatten wir dann beide raus, dass wir beide so Kaffeesysteme gemeint haben, weil wir die irgendwo gesehen haben. Da haben wir gesagt, das ist eigentlich passend zu Leanback Industries. Das kommt so ein bisschen aus der Do-It-Yourself-Ecke, man kann es aber viel hochwertiger und schöner gestalten mit hochwertigen Hölzern oder schönen Materialien. Und ja anschliessend haben wir eben angefangen mehr in die Richtung "Leanback Industries" zu produzieren, also im Industriedesign: Möbel, Industriedesign Interieur, usw.

Jetzt könnte der Michael sich noch etwas mehr vorstellen. Du warst damals mit deinem Fachwirt fertig.

Michael: wie weit soll ich ausholen?

Tobias: Fang mit der Kochstory an!

Michael: Ja, genau, das wäre mal so ein Klassiker. Also ich bin der Michael. Ich war damals mit der Mittleren Reife fertig. Weil ich damals vielleicht schon ein bisschen schlau, aber lernfaul war, habe mich da etwas durchgemogelt und mir dann überlegt, was ich mache. Und mir hat eigentlich schon immer die Richtung Kochen und ein bisschen das ganze Anrichten getaugt. Habe mir dann gedacht, na ja, man weiß es ja sowieso vorher nicht besser, eine Lehrzeit mal anzufangen als Koch, klingt bestimmt toll. Ich habe dann in der Hammermühle in Donaustauf angefangen, ich weiß nicht, ob euch das was sagt, so ein kleiner Biergarten mit, ich glaube, so an die 200 Sitzplätze. Und habe allerdings schnell gemerkt, dass das mit dem Kochen, was man so zuhause macht, dieses schöne Schischi und sich ein bisschen für Freunde was vorbereiten und exklusive Sachen kochen, nichts mit dem Kochberuf zu tun hat, aber auch rein gar nichts. Das war echt knüppelhartes Tagesgeschäft, dass du da in der Früh irgendwo rein bist, hast dann so die ersten Sachen fertig gemacht, "Mise en Place" also alles so vorbereitet, damit du gleich mittags loslegen kannst. Und dann ging das Mittag teilweise im Sommer im Biergarten mit 1000 Essen. Und dann habe ich irgendwie nach anderthalb Jahren gemerkt, nachdem nur noch so knappe 60 Kilo gewogen habe, das funktioniert auf Dauer nicht, man lässt sich halt als junger Mensch immer so leicht rein reden und dann habe ich irgendwie aus dem Nichts heraus mal gesagt: Lieber gehe ich im Supermarkt Regale sortieren bevor dass ich das weiter mache. Na ja, das habe ich im Endeffekt dann auch gemacht, habe dann eben meine Lehre bei Netto angefangen.

Du hast also abgebrochen?

Michael: Genau, ich habe die Lehre abgebrochen, einen Aufhebungsvertrag unterschrieben, habe gesagt das mache ich nicht mehr weiter. Und habe dann gleich aber im Folgemonat eine Lehre als Verkäufer angefangen und dann nach einem Jahr gewechselt zu Kaufmann im Einzelhandel. Das habe ich zwei Jahre gemacht und habe da schon gemerkt, das taugt mir, weil man da viel mitkriegt und viel Verantwortung bekommt - und habe dann in dieser Zeit schon ein bisschen stellvertretender Marktleiter gemacht. Ich habe die ersten Marktleiterprojekte gehabt, danach eine eigene Filiale betreut direkt nach der Ausbildung. Und so ging das einige Jahre immer weiter und ich habe mir gedacht, das Thema Wirtschaft interessiert mich. Ich würde jetzt eigentlich gerne studieren. Weil ich dachte daß ich jetzt noch keinen so hohen Lebensstandard habe und ich eigentlich wieder zurückgehen kann. Da haben sie mir angeboten, dass ich das Studium nicht machen brauche, sondern bei Netto ein Trainee-Programm als Einkäufer anfangen könnte. Einkäufer, Projektleiter oder im Vertrieb. Da habe ich gesagt, ja, Einkäufer, denn die Ware an sich, Lebensmittel an sich haben mich schon immer interessiert. Und so habe ich eben weitergemacht mit dem "Einkäufer", das hat mir super Spaß gemacht, ich bin in der Getränkebranche gelandet, hauptsächlich Mehrweg. War da Trainee, Junioreinkäufer, und Einkäufer - bis jetzt, war dann eigentlich national für die kompletten Sortimente pro Filiale verantwortlich. Diese müssen filialgenau abgestimmt werden, weil man z.B. in Flensburg anderes Bier verkaufen kanns als in Garmisch. Und dann hatte ich immer mal wieder Kontakt zu Headhuntern, die sind manchmal auf mich zugekommen, und habe bei mir gedacht, das ist eigentlich interessant, diese Coaching-Gespräche und dieses "Abtasten" mit so Geschäftsführern, das hat mir immer Spaß gemacht. Und dann haben Tobi und ich eigentlich überlegt, ob wir uns irgendwie so mehr oder weniger selbstständig machen. Und wollte das Thema Netto langsam ausklingen lassen. Und dann ist einer der Headhunter auf mich zugekommen und hat mir die Stelle als Einkaufsleiter bei Getränke Ziegler angeboten, die jetzt zum ersten siebten startet. Ja und bis dahin baue ich jetzt hier weiter fleißig aus und dann schauen wir mal.

Tobi erzähle du doch auch noch etwas mehr über Dich

Tobias: Ja, ich kann auch kurz meinen Werdegang erzählen. Auch erst Hauptschule wie der Michi. Habe immer schon mit den Händen gearbeitet, deswegen habe ich eine Lehre angefangen als Industriemechaniker bei der Zuckerrübenfabrik Südzucker, habe dann auch meine Ausbildung zu Ende gemacht. Danach wurde die Fabrik leider geschlossen. Dann wurde ich von der groben Schlosser-Tätigkeit in den Sondermaschinenbau "reingeschmissen", bei Simax in Neutraubling. Da war ich dann aber auch bloß ein halbes Jahr, weil 2009 die Wirtschaftskrise kam und sie Stellen abbauten mussten. Danach war ich noch ein Jahr bei Krones Leiharbeiter. Mittlerweile bin ich seit sieben Jahren bei der Firma Minikomp in Haselbach draußen. Sondermaschinenbau, hauptsächlich für die Autoindustrie. Habe aber schon bei Simax damals mit dem Maschinenbautechniker angefangen neben die Arbeit, habe aber lieber gearbeitet als gelernt, deswegen ist mein erster Anlauf nichts geworden. Bei der Firma Minikomp hat dann ein Arbeitskollege angefangen mit dem Maschinenbautechniker, da habe ich mir gedacht, jetzt probierst du es nochmal. Und das hat auch auf den ersten Zug funktioniert. Dann habe ich dem Chef das Messer auf die Brust gesetzt, habe gesagt, jetzt habe ich Maschinenbautechniker, jetzt musst du mir eine andere Stelle geben. Und dann bin ich in der technischen Kalkulation gelandet und schreibe die Maschinen-Angebote für unsere Firma. Das passt ganz gut, weil nur ein blanken BWLer reintun, der noch nie einen Schraubenschlüssel in der Hand gehabt hat, das funktioniert irgendwie nicht. So viel dazu.

Was ist Eure Geschäftsidee und was macht sie so besonders? Diese Arbeit mit Amazon-FBA?

Tobias: Also das mit Amazon FBA ... warum wir das gemacht haben ist, weil wir beide Vollzeit arbeiten, und damit haben wir wenig Zeit. Und Amazon FBA, das heißt ja daß Amazon nicht nur den Verkauf sondern auch den Versand übernimmt ("Fullfillment by Amazon"), das ist recht komfortabel. Sprich: wir schicken größere Mengen von unseren Waren zu Amazon, dort werden die eingelagert, der Kunde kann dann über die Amazon-Plattform bestellen. Amazon kümmert sich um Versand, Retouren, die komplette Zahlungsabwicklung, will aber dafür auch Geld sehen und das ist nicht gerade wenig.

Michael: Und über FBA haben wir automatisch, das sehen die Kunden im Frontend auf der Amazon-Seite, einen "Prime-Status", weil ja Amazon so anbieten kann, das sofort rauszuschicken. Das macht es halt auch für viele ganz interessant, solche Themen anzugehen, weil du sagst, ich suche mir irgendwas, was ein bisschen kleiner ist, wo ich größere Mengen gleich bei Amazon lagern kann, weil das Gewicht oder die Verpackung da zu groß ist und habe aber automatisch gleich einen Prime-Status. Und mittlerweile, glaube ich, ist das schon eine der gängigsten Varianten wie bei Amazon eingekauft wird. Ich finde das super, Du kannst die Ware gleich am nächsten Tag haben.

Wie seid Ihr auf diese Idee gekommen? Was/Wer hat Euch dazu inspiriert?

Michael: Ja, wir haben halt einfach ein bisschen Nischen durchforscht und geschaut, mit welchen Nischen wir uns halbwegs auskennen. Das ist ja eigentlich der Gag dahinter. Du suchst dir bei FBA irgendwas, was so in die Richtung geht, wo du Ahnung hast und versuchst dann Produkte zu finden, die nicht allzu schwer sind oder irgendwelche Auflagen haben wie Gefahrengut oder sonst irgendwelche ähnliche Sachen, sondern ganz simple Non-Food-Teile am besten aus möglichst wenigen Einzelteilen. Aber ich meine, das ist-, man sieht es ja bei uns, es ist ein relativ leidenschaftsloses Geschäft, weil ich meine du kämpfst da mit dem großen Amazon, das ist einfach nicht so sexy auf Dauer und dadurch haben wir eben angefangen, das Ganze ein bisschen mehr in die Richtung "Leanback" auszubauen und beziehen also eigentlich alles, was Leanback Industries produziert, aus Europa - so nah wie möglich halt, was einfach mehr Spaß macht.

Wo sitzt Ihr und warum habt Ihr Euch für diesen Standort entschieden?

Michael: Wir sitzen in einem ehemaligen Dentallabor und sitzen da deswegen, weil ich vorne die Wohnung angemietet habe, mit einer Vision! Weil ich wusste, dass das Gebäude hinten leer steht. Ich habe den Vermieter gleich darauf angesprochen und gesagt: Hey, wir machen im Garten alles schön und ich kümmere mich darum. Und so habe mich das erste halbe Jahr drum gekümmert, dass hier alles passt. Um Zug um Zug an das Gebäude ranzukommen, weil ich wusste, dass das seit drei Jahren nicht vermietet war - und da ist ja wirklich nichts gemacht worden. Also das hat hier wirklich brutal ausgeschaut, da waren lauter so alte Industrielampen drinnen und ganz alte mit Steinplatten veredelte Arbeitsplätze, also richtig massive Dinger. Wir haben hier richtig geschwitzt bis wir das ganze raus hatten. Und dadurch sitzen wir hier, da haben wir jetzt 120 Quadratmeter im Regensburger Norden. Mit super Autobahnanbindung.

Und das reicht erstmal aus?

Michael: Eigentlich nicht. Aber das ist gar nicht so einfach, in Regensburg Alternativen zu finden.

Was ist Euer Ziel/Wo wollt Ihr hin?

Tobias: Also da finde ich wäre es schön, wenn man davon leben könnte, aber momentan sehen wir das eher als einen guten Nebenverdienst an. Wir sind deshalb nicht auf das Geld angewiesen, also wir müssen uns nichts auszahlen. Wir verdienen recht gut beide in unseren Firmen, deswegen wird das wahrscheinlich eine etwas längere Geschichte, dass wir dann umswitchen und unsere Vollzeitstellen kündigen.

Also das ist das Ziel, man will Vollzeit damit sein Geld verdienen können?

Michael: Ja, genau. Der Thomas (regensburg-startups, Anm.d.Interv.) hat uns gerade schon gesagt, wir sollen es eigentlich anders machen, wir sollen gleich aus allen Rohren feuern. Aber wir haben uns gedacht, nachdem wir, wie der Tobi gerade schon gemeint hat, nicht so darauf angewiesen sind, jetzt unbedingt das gleich abheben zu lassen, können wir das Ganze ja gesund und nachhaltig wachsen lassen. Und hoffen, dass man so die ersten fünf Jahre überleben kann und das Ganze funktioniert und sich weiterentwickelt. Vielleicht sogar so, dass wir zwischenzeitlich jemanden haben, der uns ein bisschen im Tagesgeschäft entlastet und ja, genau, wir denjenigen halt dann damit erstmal finanzieren können bis es dann wirklich so weit tragbar ist, dass wir das Ganze Vollzeit machen.

Was waren die größten Herausforderungen in der Startphase? Und wie habt Ihr die gemeistert?

Tobias: Was war besonders schwierig? Also der Import an sich war sehr schwierig, auch mit den Asiaten zu kommunizieren, weil die haben auch eine ganz andere, ich sage mal, Vorstellung von Qualität. Da kriegt man nicht immer das, was man bestellt, auch wenn es davor schon auf dem Foto bestätigt war.

Michael: Sogar teilweise so, dass man Glasflaschen einfach nur in Plastikfolie einschlägt und die einmal um die halbe Welt schickt. Und da hat der Tobi ein ganz witziges Video gemacht, wo er das Paket von der Post abholt und die ganze Lieferung war komplett in alle Einzelteile zersprungen. Diese Brücke zu schlagen, das Verständnis herzustellen, dass man diesen Qualitätsanspruch hat ... ich kann es mir nach wie vor schwer vorstellen, ich habe mit ein paar Dozenten von mir gesprochen, die so ein bisschen mit Asien Kontakt hatten. Aber dass die so eine dermaßen unterschiedliche Vorstellung haben ... ich glaube, das ist so unser größtes Problem gewesen. Und dieses ganze Import-Thema erstmal abzuwickeln, ja, genau, funktioniert das mit dem Zoll, haben wir da diese ganzen euri-Nummern, Zollpapiere. Dann war das ja ursprünglich ein Einzelunternehmen, das auf den Tobi lief. Sobald ich mich dann in irgendein Thema eingeschalten habe, war ich ja eigentlich ein Niemand, der mit dem Unternehmen offiziell zu tun hatte bis die Umfirmierung abgeschlossen war und durfte dann die Ware nicht annehmen oder irgendwelche Rückmeldungen geben, das heißt Richtung Zoll oder Atlas ist es dann ja.

Tobias: Atlas, ja.

Michael: Also das war echt heftig. Und die Flugfracht. Wir haben den Transport am Anfang einfach über ein Flugzeug gelöst. Ist ja immens teurer, wie wenn du die Ware einfach so über das Schiff beziehst. Dann muß man das koordinieren und es auch aus Kostengründen irgendwann ablösen, und sagen: Hey, wir bestellen genügend für die nächste Planung über das Flugzeug, was nicht zu teuer sein darf, und dann schlagen wir den Seeweg ein. Und dazwischen darf man keine Out-Of-Stock-Situation produzieren. Das war, glaube ich, eins der heikelsten Probleme.

Wie habe Ihr Eure EAN-Nummern bekommen?

Michael: bei GS1 im tausender-Packl gekauft. Ja, da haben wir auch anfangs überlegt, ob man da irgendwie so Einzel-EANs kaufen kann über irgendwelche ominösen Internetseiten, aber da ich bei Netto schon ein bisschen mit GS-One zu tun hatte, schon mehrere Schulungen dazu hatte, haben wir uns dafür entschieden.

Tobias: Das war relativ unkompliziert. Da wird man nach Umsatz eingestuft. Wir haben da natürlich nicht viel angegeben. Diese 1000 EAN-Nummern haben dann circa 500 Euro gekostet. Plus einem Jahresbeitrag von 90 Euro. Für das Aktualisieren. Und am Jahresende fragen die immer ab wieviel Umsatz man gemacht hat um das unter Umständen anzpassen.

Was treibt Euch an? Welchen Beweggrund habt Ihr?

Tobias: Wenn man sein eigener Chef ist, kann man seine Kreativität ausleben. Man kann schnell was umsetzen, was einfach Spaß macht. Mir macht es Spaß.

Michael: Ja, bei mir ist das auch irgendwie so. Ich hatte ja schon eine Management-Stelle in der Firma und merke, wie langwierig solche Prozesse bei einem zwölfeinhalb Milliarden Eurounternehmen sind. Ich meine, das dauert ja schon ewig, bis so blöde Handzettel abgesegnet sind oder irgendwelche Bilder und Preise, ständig wird rumgeschoben, ausgetauscht, Regionen angepasst. Und das finde ich eigentlich an der ganzen Start-Up-Kultur einfach so gut, dasselbe was der Tobi eigentlich gerade schon gesagt hat. Zack, du hast innerhalb von zwei, drei Wochen einfach was fertig und das ist total irre, das ist sonst in anderen Bereichen überhaupt nicht vorstellbar. Und deshalb dieses Thema Start-Up und deswegen arbeiten wir ja auch so gerne mit den anderen Leuten, mit denen wir da zu tun haben. Wenn wir heute z.B. irgendwelche Fotos machen für unsere Gastro-Kaffeebereiter, dann rufen wir den Bernhard an und sagen: Hey, können wir bei dir in das Café kommen? Und er antwortet: Passt, ich nehme mir Samstagnachmittag zwei Stunden Zeit! Jeder andere sagt mit einem neuen Unternehmen: Nein, du, mach mal ein Termin so in drei Wochen, der sagt aber: Hey, kommt vorbei, machen wir, dann trinken wir noch einen Kaffee, passt. Und das ist eigentlich gerade das Schöne.

Aus wie vielen Personen besteht Euer derzeitiges Team?

Michael: Aus zwei. Wir sind offiziell zu zweit und unsere Mädels helfen uns ab und an dazu.

: Und was stellt ihr euch vor? Wie viele Mitarbeiter wollt ihr so haben in den nächsten drei Jahren?

Michael: Ja so zehn bis 15 Tausend. Nein (lacht).

Tobias: Ich sage mal, dieses Jahr ist so angesiedelt: wenn genug Arbeit ansteht, um einen Mitarbeiter voll auszulasten, dann einen (lachen). Er würde sich dann halt um Produktion, Vertrieb, Online-Shop, Marketing, also alles kümmern, weil wenn man für zwei oder drei Päckchen jemanden einstellt, der den ganzen Tag nur noch Däumchen dreht und nur diese paar einpackt - das lohnt sich nicht ganz, dann mache ich das lieber abends noch selber.

Habt Ihr irgendwelche speziellen Werte in Eurem Team die Ihr vorantreiben wollt? Habt Ihr eine besondere Unternehmenskultur?

Michael: Betrachten wir mal das Thema Einkauf in Asien, das sehen alle immer gleich als absolutes No-Go, was Nachhaltigkeit angeht. Aber wenn ich sage, ich produziere einen Teebereiter, den ich jeden Tag immer wieder benutzen kann, also keine Wegwerf-Lösung brauche. Sondern mir einfach jeden Tag in der Früh meine Portion machen kann und das mitnehme. Oder auch unsere Trinkflaschen, klar da ist dieser Überzug mit Silikon, aber das macht ja das Ganze als Trinkflasche robuster. Ich glaube zum Beispiel dran, dass es einfach schöner ist aus einem Glas zu trinken. Das ist, was uns, glaube ich, beide ein bisschen so in die Richtung treibt, was uns sagt, dieses ganze Trinkutensilienthema angehen hat lassen. Und den Gedanken möchten wir verfolgen, dass das Ganze schon ein bisschen in eine nachhaltige oder in eine bewusstere Richtung geht.

Ihr legt auch Wert auf Design, also soll alles in einer künstlerischen Art und Weise dargestellt werden, oder?

Tobias: Ja, und wir fangen jetzt an, zu Kaffeebereiter auch Tische zu bauen, das denken wir uns selber aus. Das hat auch einfach den Hintergrund FBA: Denn wenn man auf Amazon ein Produkt hat, welches sich gut verkauft, dann braucht man nur drei Monate warten und hat zehn Trittbrettfahrer, die das Gleiche günstiger verkaufen. Und dann war es das eigentlich. Das ist der Grund warum wir jetzt auch eigene Sachen machen, eigene Ideen umsetzen.

Michael: Und dass die Leute auch vielleicht uns ein bisschen kennenlernen oder unsere Idee oder unsere Einstellung, wie auch immer. Ob man das jetzt nachvollziehen kann oder vertreten kann, das muss ja dann jeder selber beurteilen. Aber bei Amazon, da bildest du keine Marken, sondern verkaufst einfach nur irgendwelche Ware. Ob jetzt da Hinz Kunz drauf steht oder Mugs’n’Shine, das ist den meisten Leuten, glaube ich, wurscht. Und das ist eigentlich schade, weil wir haben uns ja etwas dabei gedacht. Du kannst diese Emotion, die du mit so einem Produkt verbindest, nicht gut transportieren. Und ich finde die haben wir beide bei jedem einzelnen Produkt, weil wir ein relativ schmales Sortiment haben. Die kannst du dann eben rüber bringen und das den Leuten klar machen. Wir haben ein super Feedback beim Weihnachtsmarkt am Spitalgarten bekommen, da sind die Leute oft auf uns beide auch zugekommen und haben sich das Thema ein bisschen genauer angehört. Aber ich glaube, die haben es verstanden und das möchte ich einfach, wenn jemand das kauft oder Produkte bei uns kauft, dass der das ein bisschen nachvollziehen kann, um was es uns dabei geht.

Okay. An was arbeitet ihr denn im Moment?

Tobias: Wenn du dich umdrehst, dann steht da hinten so ein Biegeteil aus verkupfertem Stahldraht. Ich hol's Dir mal. Das ist noch die falsche Brettgröße, aber das wäre quasi unser neuer Kaffeebereiter. Da ist ein Kupferrohr mit dem Glastrichter oben und dann diesem Blech unten mit Nussbaumholz und dem klassischen Porzellanfilter. Da haben wir auch am Weihnachtsmarkt etwas Feedback bekommen. Der wurde angenommen, aber es wurde auch oft gesagt: Na ja, ist ein bisschen teuer. Und das ist jetzt unsere neue preisgünstige Version, um einfach mal die untere Preisklasse abzubilden. Und jetzt arbeiten wir gerade an diesem neuen Kaffeebereiter.

Was habt Ihr bisher schon erreicht?

Tobias: Wir haben geschafft, dass wir umfirmiert haben innerhalb von einem Jahr. Das war, glaube ich, schon der erste große Erfolg. Und die Glasflasche wird auf Amazon gut angenommen. Ja, das ist eigentlich der größte Erfolg.

Habt Ihr eine Vision/Mission?

Michael: Wir haben uns eigentlich gedacht, dass wir nicht unbedingt bloß in diese Richtung Handel oder Produktion gehen wollen, sondern halt einfach mal schauen können, wo unsere Stärken liegen. Wenn man sich die ganzen großen amerikanischen Visionäre anschaut, die haben ja meistens nicht nur ein Eisen im Feuer, sondern die schießen ja in relativ verschiedene Richtungen. Und ich würde mir schon wünschen, dass wir irgendwann einmal das Ganze so auf die Beine stellen können, dass wir sagen: Hey, wir würden jetzt gerne ein neues Projekt anfangen, vielleicht irgendwas, wo wir noch nicht so drin sind. Und können das dann einfach mal angreifen. Das wäre die Sache, die ich am liebsten damit machen würde. Wir sind jetzt keine Industriedesigner und können trotzdem in die Richtung Design oder Industriedesign gehen. Wir sind auch keine Schreiner oder typische Händler, naja, Handel schon vielleicht ein bisschen, aber ich glaube, dieses klassische Unternehmertum das gibt es nicht mehr. Da gab es ja diesen Günter Faltlin, falls euch der was sagt, der hat da dieses Kopf-schlägt-Kapital geschrieben, und da erklärt er es ganz nett: Entrepreneurship bedeutet dass man quasi kein Unternehmer mehr ist im klassischen Sinn, sondern eine Art Künstler und sich genauso frei bewegen sollte und nicht auf irgendwas einschießen, sondern, ja, halt alle Facetten spielen, die einem irgendwo liegen. Und das möchte ich eigentlich in Zukunft machen und da möchte ich hin.

Tobias: Also alle Anfragen bitte zu uns (lachen). Das mit den Möbeln hat sich auch durch Zufall entwickelt. Wir waren mit dem Kaffeeröster-Leuten von Grano Moreno am Sonntag zusammengesessen, und der Bernhard meinte ich bräuchte Möbel für mein Café, könnt ihr was machen? Ja, das bieten wir an, haben wir gesagt. Und so hat das angefangen und so haben wir diesen hier Tisch gemacht. Also ich würde gerne mehr von diesen großen Tischen! Mal sehen wie das sich entwickelt.

Michael: Aber hier sieht man, wir haben dieselbe Idee, dieselbe Vision daß wir uns so kreativ wie möglich ausleben können, ohne dass man sich zu stark verzettelt und dadurch einfach das Kapital den Bach runter geht.

Wie würdet Ihr Investoren von Eurer Geschäftsidee überzeugen? Braucht ihr Investoren? Wollt ihr Investoren?

Tobias: Am liebsten gar nicht, weil wir keinen mit drin haben wollen. Wir würden eigentlich gerne zukünftig diejenigen sein, die solche Sachen mit angehen, zu sagen: Hey, ihr habt eine coole Idee, wir helfen euch da ein bisschen.

Michael: Eigentlich wollen wir organisch wachsen, deswegen arbeiten wir auch beide noch, dass wir es nicht brauchen. Ich meine, wer weiß, was die Jahre so bringen, aber bis jetzt versuchen wir uns dagegen zu wehren.

Und wo geht es hin – Wo seht Ihr euch in 5 Jahren?

Michael: Also ich würde mir wünschen, dass wir in fünf Jahren auf dem Papier von unserer Idee und von unserem Online-Konzept und vielleicht auch mit ein paar so kleinen lokalen Geschäften leben könnten. Um sich dann zu überlegen, ob wir uns wirklich da selbstständig machen oder ob wir dann wieder das machen, was wir jetzt eigentlich auch immer machen, dass wir sagen: Okay, dann gehen wir das nächste an und versuchen da wieder nochmal einen Schwung weiter zu machen.

Könnt Ihr euch vorstellen Euer Unternehmen eines Tages zu verkaufen?

Michael: Also das Unternehmen Leanback Industries könnte man bestimmt verkaufen. Das hindert uns ja nicht weiter daran, unsere Ideen zu verfolgen und das auf eine andere Firma unzumünzen. Klar, müssen wir dann unsere Produkte und sowas und die Markenrechte abgeben, aber prinzipiell ja, wenn es soweit zuträglich ist, wenn man sagt, hey, wir können davon ein neues Projekt angehen. Aber so jetzt verkaufen, dass das einfach alles weg ist, dann ist es nur so rein aus Profit raus, eher weniger.

Tobias: Also wenn die Summe passt, würde ich verkaufen. Weil wie gesagt, wie der Michi sagt, können wir gleich wieder was Neues machen.

Michael: Ja, das heißt ja nicht, dass wir aufhören müssen zusammenzuarbeiten. Dann können wir wieder was Neues anfangen, genau.

Tobias, Michael: Danke für das Interview!