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Vanilla Bean


Interview

Wer seid Ihr und seit wann gibt es Euch?
„Uns gibt es seit April 2015, da haben wir die Grünzeug GmbH gegründet. Die App „Vanilla Bean“ ist dann im Dezember 2015 in Deutschland rausgekommen, ein paar Monate davor war sie in einem Testmarkt in Österreich. Wir selbst, also das Gründerteam hat sich eigentlich aus Kupferwerk heraus gegründet. Kupferwerk ist eine Mobil-/App-Agentur hier in Regensburg. Wir haben dort gelernt, über Jahre hinweg, was es bedeutet eine gute App zu entwickeln. Namentlich bin ich einer der Gründer Fabian Kreipl, ich habe bei Kupferwerk Konzeption und strategische Beratung gemacht, quasi die Mobile-Strategie für große Firmen. Teilweise auch für Startups, aber nur wenig. Mit dabei ist noch Bastian Schuhmacher, der macht bei uns das Back-End und war auch bei Kupferwerk der Senior Back-End Entwickler. Außerdem Christian Hengl, unser dritter Gründer, der hat auch ursprünglich bei Kupferwerk als Full-Stack-Developer gearbeitet. Das Gründerteam wird komplettiert von Tobias Kreß, der war mehrere Jahre der Art-Director bei Kupferwerk. Wir kannten uns alle über Kupferwerk, wussten daher schon wie die anderen ticken und funktionieren und vor allem was sie draufhaben. Wir sind also eine schlagfertige Truppe, die insgesamt schon 40-50 Apps mitentwickelt hat.“

Was ist Eure Geschäftsidee und was macht sie so besonders?
„Wir machen eine vegane Restaurantführer-App namens „Vanilla Bean“. Es gibt ja viele Restaurant-Guides von Tripadvisor, Yelp bis Foursquare etc. Wir haben uns spezialisiert auf ein Thema, das gesellschaftlich immer relevanter wird. Und zwar pflanzliche, vegane Ernährung und damit im weitesten Sinne natürlich, gesunde bzw. bewusste Ernährung. Das ist letztendlich das was unsere Anwendung speziell macht und wo wir auch ein Klientel haben, die ein echtes Problem da draußen hat, das wir lösen können, mit einem guten Guide! Warum hat unsere Zielgruppe ein echtes Problem? Wenn man sich vegan ernährt oder zum Beispiel eine Glutenunverträglichkeit hat, dann kann man nicht in jedes Lokal reingehen. Das ist anders als beim Vegetarier. Da braucht man ein Lokal, das genau weiß, was ist das überhaupt, vegan? Oder eine Gluten- bzw. Laktose-Unverträglichkeit. Also einfach ein Lokal, welches gut informiert ist und auch etwas Gutes anbieten kann. Wir machen das sichtbar! Wir sammeln die Restaurantdaten in einer Art und Weise, mit der die Generalisten nicht konkurrieren können. Wenn man bei uns nach veganen Lokalen sucht, dann findet man bei uns mehr als wenn man über Google sucht. Da findet man mehr als über Yelp oder Tripadvisor. Ganz einfach aufgrund unserer Spezialisierung. Wir als Anwendung selbst, sind dann letztendlich ein Mittler zwischen den Restaurants und zwischen den Nutzern.“

Wie seid Ihr auf diese Idee gekommen? Was/Wer hat Euch dazu inspiriert?
„(Lacht) Inspiriert hat glaub ich eine ein oder zwei jährige Frustration bei Kupferwerk, die mich immer weiter dazu gebracht hat darüber nachzudenken, warum mache ich eigentlich nur Software? Ich habe irgendwann gemerkt, “Oh wir können tolle Software entwickeln, potenziell Millionen von Menschen erreichen und das Leben dieser Menschen täglich beeinflussen. Dabei verhält sich Software nicht per se nützlich für die Gesellschaft. Manche App führt zur Verdummung, manche verhalten sich relativ neutral und dann gibt es ganz wenig Software, die hat einen positiven Impact auf die Gesellschaft! Und als verkappter Sozial-Romantiker habe ich mir gedacht, es wär doch toll, wenn wir eine Software entwickeln die einen Sinn hat. Und nach so vier, fünf Jahren hatten mehrere bei uns, also vom Gründerteam, die Stimmung, es wär an der Zeit was eigenes zu machen, also jetzt oder nie! Ich war dann mit Basti in einem veganen Restaurant beim Essen, damals wusste ich noch nicht, dass genau das wichtig werden würde. Wir haben uns darüber unterhalten, was wir machen könnten und dabei kam so der Satz vom Basti „Du es wär doch gut, wenn wir ne App machen, die was Gutes bewirkt!“. Und das hat bei mir alle Knöpfe gedrückt. Nach jahrelangen Beruf, den ich zwar total mochte und alles, aber wo mir genau das gefehlt hat. Nach diesem Gespräch bin ich nach Hause gegangen und, vermutlich auch unbewusst, weil wir in einem veganen Restaurant waren, hat mein Kopf pulsiert und ich war nur noch am überlegen. Über Nacht habe ich dann eine Präsentation mit 100 Seiten und eigentlich das Grundkonzept von Vanilla Bean, dem veganen Restaurantführer, gebaut. Das war zu Beginn noch ein Guide, der sollte generell den nachhaltigen Konsum fördern nicht nur auf Essen bezogen, das heißt auch Kleidung, Bioläden und dergleichen. Das hat sich aber schließlich fokussiert, auf das Essens-Thema.“

Wo sitzt Ihr und warum habt Ihr Euch für diesen Standort entschieden?
„Unser erster Sitz war im IT-Speicher Regensburg und wir sind dann hier in die Techbase umgezogen als der zugemacht hat. Wir haben uns den IT-Speicher und somit auch hier die Techbase ausgesucht, weil es Startup freundlich war, man wusste was Startups für Bedürfnisse haben. Der IT-Speicher hatte damals noch eine Unternehmensberatung, die wir auch manchmal aufgesucht haben, die sehr hilfreich war. Der Mietpreis [hier in der Techbase] war gut und das Gebäude ist total modern, es gibt viele Netzwerk Möglichkeiten und man trifft andere Leute, die auch versuchen etwas aufzubauen und was zu reißen. Man kann sich Austauschen und wir haben hier sogar einen unserer Investoren gefunden, durch ein simples Klopfen an der Tür.“

Was ist Euer Ziel/Wo wollt Ihr hin?
„Unser Ziel ist es weltweit den größten veganen Guide aufzubauen, die größte vegane App. Das beinhaltet für uns drei Sachen, die größte vegane Community aufbauen, die größte vegane Datenbank aufbauen und am Ende das auch richtig gut monetarisieren zu können.“

Was waren die größten Herausforderungen in der Startphase? Und wie habt Ihr die gemeistert?
„Finanzierung war es glücklicherweise nicht, das ging relativ gut. Am Anfang lief fast alles zu gut, also zu schnell und alles hat irgendwie geklappt. Das ist ja doch ein großer Schritt, wenn man noch angestellt ist und man hat vielleicht schon erste Ideen hat für eine eigene Firma. Und dann plötzlich nach nur einigen Monaten ist man beim Notar und gründet. Diese Phase bis dorthin lief wie am Schnürchen. Die Probleme sind aufgetaucht, als wir unseren ersten richtigen großen Launch in Deutschland hatten, denn der musste funktionieren. Wir haben davor Monate lang verhandelt mit einem sehr sehr großen potenziellen Partner in Deutschland, damit das Marketing gut läuft, wir die Presse gut erreichen und letztlich ganz viele Nutzer. Wir haben sehr viel Arbeit darauf konzentriert und haben ganz lange verhandelt und am Ende hatten wir auch einen Vertrag, der war richtig gut, das wäre die größte Medienkooperation gewesen, die dieser Partner je gemacht hätte – doch in der allerletzten Sekunde ist der Partner wieder abgesprungen, aufgrund von persönlichen Geschichten für die wir nichts konnten, bei denen wir auch komplett außen vor waren. Das war in dieser ganzen Anfangsphase mit das Schwierigste.“

Was treibt Euch an? Welchen Beweggrund habt Ihr?
„Mein Beweggrund und ich spreche da auch sicherlich fürs Team, ist etwas zu entwickeln, ein Business aufzubauen, das tatsächlich dem Gemeinwohl dient. Das finde ich total inspirierend, wenn man das schafft, ein Geschäft aufzubauen, das gleichzeitig auch einen positiven Impact hat. Ich sehe den Kapitalismus kritisch, wenn er nicht richtig reguliert ist. In ganz vielen Bereichen hat er sogar schlechte Auswirkungen, aber er ist nicht per se schlecht. Ich glaub Geld und Kapitalismus ist einfach amoralisch und kümmert sich nicht darum, ob es einem gut oder schlecht geht, sondern es geht darum das Geld zu vermehren. Ich glaube aber daran, Geschäfte aufzubauen, die gleichzeitig lukrativ und rentabel sind und einen positiven Impact in der Welt haben. Und das möchten wir zeigen, dass das geht! Noch ein bisschen weiter ausgeholt glaube ich, dass die Menschheit so zwei, drei ganz große Probleme weltweit hat, die man irgendwie lösen muss. Das eine ist die große Umweltproblematik, also dass wir Jahrzehnte hinweg wirtschaften, konsumieren und handeln auf eine Art und Weise, die nicht ‚enkeltauglich‘ ist. Die irgendwann dazu führt, dass die Welt in der wir leben nicht mehr so lebenswert ist und wir unsere Umwelt und Ökosysteme schrittweise zerstören. Was viele Leute nicht wissen, ist, dass wie wir uns Ernähren dabei ein großer Schlüsselpunkt in der ökologischen Problematik ist. Fleisch-Konsum und Viehhaltung trägt insgesamt mehr zum Klimawandel bei, als das komplette weltweite Verkehrsaufkommen. Wir reden ganz oft über Flugzeuge, Autos oder Elektroautos, aber wir sprechen sehr wenig darüber wie wir Essen, weil das kulturell auch ganz stark in uns verankert ist und das greift auch viel intimer in unser Leben ein. Es ist eine unbequeme, aber tatsächlich eine Wahrheit, dass Essen einen riesen Impact hat. Die Viehhaltung ist auch ein Faktor, für ganz viele andere Umweltprobleme, wie zum Beispiel die Wasserverschmutzung oder das beschleunigte Artensterben. Das heißt die industrielle Massen-Viehhaltung ist ein Knotenpunkt für viele Umweltprobleme die uns immer mehr zu schaffen machen. Deshalb glaube ich, dass es wichtig ist, dass wir unsere Essgewohnheiten verändern. Und die Möglichkeit zu haben mit einer Software, mit einer App - das wahrscheinlich wichtigste Medium unserer Zeit - dieses Verhalten positiv beeinflussen zu können, das finde ich eine tolle Chance.“

Aus wie vielen Personen besteht Euer derzeitiges Team?
„Hier in Regensburg sind wir mittlerweile sieben oder acht Personen, dann haben wir noch eine Mitarbeiterin in Großbritannien, die vom Home-Office aus arbeitet, die kennt sich gut mit NGO´s aus und unterstützt uns in Marketing-Aufgaben.“

Habt Ihr irgendwelche speziellen Werte in Eurem Team die Ihr vorantreiben wollt? Habt Ihr eine besondere Unternehmenskultur?
„So eine Firma zu gründen ist natürlich immer eine Chance eine eigene Welt aufbauen zu können, die nach eigenen Regeln funktioniert, die man gut und unterstützenswert findet. Entsprechend gibt es bei uns Werte die wir hochhalten und auf die wir achten. Transparenz ist da ein großes Thema. Wir haben da alle die Erfahrung gemacht, dass man manchmal in einer Firma arbeitet und dann merkt, dass wichtige Themen an einem vorbei gehen und irgendwann wird man dann informiert. Man ist da nicht so richtig dran und das ist etwas was wir hier anders machen wollen. Grundsätzlich wenn wir eine Unternehmensstrategie, Monetarisierungsstrategie oder eine Produktstrategie entwickeln, dann binden wir alle ein. Das heißt nicht, dass wir alles irgendwie konsendemokratisch machen, denn ich glaube so können Firmen natürlich irgendwo nicht produktiv sein, aber es gibt immer irgendwo die Möglichkeit die Themen auch zu zeigen und wichtiges Feedback einzubringen. Das glaube ich ist etwas, was in einem Startup auch ganz anders ist als in einem großen Unternehmen. Man ist kleiner, man ist familiärer und damit auch viel enger dran an dem was man entwickelt. Man hat viel mehr Chancen das Produkt auch zu prägen, auch als Mitarbeiter. Das ist das eine, also Transparenz, indem zu zeigen zeigen, was wir vorhaben, aber auch ein transparentes Gehaltsschema zu haben. Das festlegt, je nachdem wie viel Erfahrung man hat oder wie viele Punkte man erfüllt, wieviel man verdient. Jeder kann theoretisch reinschauen und erfahren, wie viel jemand verdient. Das andere Thema ist nachhaltiges Wirtschaften bzw. nachhaltiges Konsumieren. Das versuchen wir natürlich auch hier umzusetzen und auch vorzuleben. Wenn wir Essen einkaufen, dann kaufen wir z.B. eine Biokiste, die jede Woche kommt, mit regionalen Bioobst und Biogemüse. Wir haben hier auch vegane Verpflegung, wie vegane Snacks und solche Sachen. Nachhaltigkeit bedeutet für uns auch, dass wir versuchen auch das Geschäft nachhaltig aufzubauen und nicht auf das Erstbeste kurzfristige Ding aufzuspringen, sondern es langsam, behutsam aufzubauen, aber auch so, dass es sich halten und etablieren kann. Dasselbe gilt auch für die Beziehungen die wir eingehen. Also Beziehungen mit Marketing-Partnern, mit jetzigen und zukünftigen Mitarbeitern. Wir versuchen da über Ehrlichkeit, über Offenheit und über Transparenz was aufzubauen, was auch Bestand hat. Das bedeutet die Leute nicht auszunutzen und sie nicht in die Irre führen.“

Was habt Ihr schon erreicht?
"Unsere App vanilla bean (www.vanilla-bean.com) ist mittlerweile der größte vegane und umweltbewusste Restaurantführer im deutschsprachigen Raum und führt Lokale in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Großbritannien und zunehmend auch in anderen Ländern. Wir listen über 6.300 Lokale mit pflanzlichem Angebot. Unsere App wurde von Apple unter den besten neuen Apps vorgestellt und vom Apps-Magazin zum besten Restaurantführer 2016 gewählt. Außerdem wurde vanilla bean unter anderem vorgestellt in SPIEGEL Wissen, CHIP und der Huffington Post. 2017 haben wir gemeinsam mit PETA Deutschland die 100 besten veganen Restaurants in Deutschland ausgezeichnet."

Habt Ihr eine Vision/Mission?
Unsere Mission ist es den besten Service zu entwickeln, um Menschen eine nachhaltige Lebensweise zu erleichtern. Unsere längerfristige Vision ist es ein Unternehmen aufzubauen, das mit dazu beiträgt, dass wir in einer Welt leben, wo wir mit den Ressourcen die wir haben achtsam und sinnvoll umgehen. Das heißt ökologische Ressourcen´ aber auch, dass wir Acht geben wie wir miteinander umgehen und auch Tiere nicht wie ein Stück Holz behandeln.“

Wie würdet Ihr Investoren von Eurer Geschäftsidee überzeugen?
„Ich glaube über zwei große Argumente. Das erste ist die Art und Weise wie wir uns ernähren sich aktuell tatsächlich verändert und wir uns sehr früh in einem Markt positionieren der unaufhaltsam ist. Je größer die ganzen Umweltproblematiken werden, desto wichtiger wird es auch sein, dass wir anfangen uns anders zu ernähren. Es ist kein Wunder, dass Leute wie Al Gore und Arnold Schwarzenegger dafür Werbung machen sich vegan zu ernähren und tatsächlich weniger Fleisch essen. Irgendwann werden gewisse Produkte subventioniert, Pflanzenmilch etc. Wir positionieren uns da früh in einem Markt der eine hohe Kaufkraft hat, wo es Menschen gibt, die bereit sind mehr Geld auszugeben, weil ihnen die Sache wichtig ist. Das zweite ist, dass wir eine gute Strategie haben, und ein starkes Team. Ich glaube wir haben in dem Markt die bestmöglichste Chance, um auch ein gutes und langfristiges Geschäft aufzubauen.“

Und wo geht es hin – Wo seht Ihr euch in 5 Jahren?
„Ich sehe uns in fünf Jahren so, dass wir hoffentlich unsere großen Ziele erreicht haben. Das heißt, dass wir ein Geschäft haben, das sich trägt. Das so groß ist, dass wir pro Nutzer den höchsten Umsatz aller Restaurant-Guides haben. Ich sehe uns so, dass wir eine international funktionierende Community haben, die im regen Austausch ist. Ich sehe Vanilla Bean so, dass es international so weit verbreitet ist, dass jeder der sich für das Thema interessiert, die App kennt und in seiner Hosentasche hat.“

Könnt Ihr euch vorstellen Euer Unternehmen eines Tages zu verkaufen?
„Ja, unter den richtigen Umständen. Das heißt, wenn jemand Interesse zeigt das Thema weiter zu führen und zu vergrößern und auch bestimmte Werte teilt.